Diebstahlschutz fürs Auto: Welche Technik hilft?
Wie lässt sich der Diebstahl eines Autos, Motorrads oder Wohnmobils verhindern? ADAC Experten haben verschiedene mechanische und elektronische Arten der Diebstahlsicherung zusammengestellt. Das sind die gängigsten Systeme.
Am besten mehrere Systeme kombinieren
Mechanischer Schutz bleibt erste Wahl
Alarmanlagen lassen sich auch nachrüsten
Zunächst die gute Nachricht: Die Zahl der Autodiebstähle ist in den letzten dreißig Jahren erheblich zurückgegangen. Wurden in den Jahren 1993 und 1994 laut GDV (Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft) noch weit über 100.000 kaskoversicherte Autos in Deutschland entwendet, waren es 2023 nur 14.585 Autos.
Aber – und das ist die schlechte Nachricht: Im Vergleich zu 2022 haben die Diebstähle um knapp 19 Prozent zugenommen, wie der GDV vermeldet. Dies belegen auch Zahlen der polizeilichen Kriminalstatistik. Statt mit Brecheisen und Schraubendrehern verschaffen sich Diebe heute auch über schlüssellose Zugangssysteme Zutritt zum Fahrzeug.
Wie man sich hier am besten absichern kann, lesen Sie im ADAC Artikel zu Keyless-Systemen.
Auto-Diebstahlschutz: Das kann man tun
Doch was kann man zusätzlich noch tun, um das Auto besser zu schützen? Der ADAC hat verschiedene Möglichkeiten zusammengestellt. Kein System allein verspricht allerdings einen absoluten Schutz. Verbraucher sollten also möglichst mehrere Anti-Diebstahlprodukte kombinieren – und die dann auch gewissenhaft aktivieren bzw. pflegen.
Belebte oder bewachte Parkplätze und abschließbare Garagen bieten zusätzlichen Schutz. Gleichzeitig sind natürlich auch die Fahrzeughersteller aufgefordert, serienmäßig zeitgemäßen Diebstahlschutz anzubieten.
Mobile GPS-Tracker
Ein im Fahrzeug abgelegtes Modul übermittelt per Smartphone oder Tablet den Standort des Fahrzeugs. Teilweise warnt auch ein automatischer Alarm beim Verlassen einer bestimmten Geo-Zone oder beim Anheben des Geräts durch einen Dieb, bei Erschütterung oder Bewegung des Autos. Die Kosten können zwischen 20 und mehr als 100 Euro variieren. Darauf sollten Sie achten:
GPS-Tracker sollten eine Nachricht auf das Smartphone der Besitzerin bzw. des Besitzers schicken, wenn der Akku leer ist, damit das Nachladen nicht vergessen wird.
Manche Geräte wechseln rasch oder verschwinden gar vom Markt. Wenn die Fernabfrage über einen Server (und nicht direkt vom eigenen Smartphone zum Tracker) verläuft, kann das Gerät funktionslos werden, sofern der Hersteller den Dienst einstellt.
Mobile GPS-Tracker und ihre Verstecke im Auto sind Dieben bestens bekannt. Daher suchen sie entweder an den typischen Stellen wie im Handschuhfach oder unter dem Sitz oder verwenden einen Störsender ("Jammer"), der den GPS-Tracker daran hindert, eine Positionsmeldung abzusetzen.
Vor dem ersten Einsatz des Gerätes sollten Sie es selbst ausprobieren, um ein Gefühl für dessen Empfindlichkeit zu bekommen. Auch eine Probe-Ortung ist sinnvoll – in Tiefgaragen herrscht oft kein Empfang.
Bei der SIM-Karte für den GPS-Tracker darauf achten, dass sie in allen Netzen senden kann. Das ist bei Prepaid-Karten nicht immer der Fall.
Apple AirTags benötigen ein Apple iPhone in der Nähe, um ihre Position melden zu können, sind also nur sehr eingeschränkt für Autos sinnvoll.
Ab Werk eingebaute Alarmanlage
Teilweise sind Alarmanlagen in bestimmten Ausstattungspaketen ab Werk enthalten und werden beim Absperren des Autos automatisch geschärft. Die versteckte Elektronik löst je nach Ausführung beim illegalen Öffnen von Türen und Klappen, bei Erschütterungen, Glasbruch, Neigungsänderung (z.B. beim Abschleppen oder Anheben auf Anhänger) oder Spannungsabfall (z.B. durch Innenbeleuchtung, die sich beim Türöffnen einschaltet) Alarm aus und soll so den Dieb vertreiben.
Passanten unternehmen häufig nichts bei einem Alarm, und auch der Fahrzeugbesitzer bzw. die Besitzerin kann natürlich nur reagieren, wenn er bzw. sie sich in Hörweite befindet.
Handelt es sich um keinen Fehlalarm, sondern um einen tatsächlichen Diebstahlversuch, sollten Sie grundsätzlich die Polizei verständigen und die Täter nicht selbst stellen, um sich nicht in Gefahr zu bringen.
Besteht bei einem Gebrauchtwagen Unsicherheit, ob eine Alarmanlage an Bord ist, kann der jeweilige Markenhändler weiterhelfen. Anhand der Fahrgestellnummer in der Mehrausstattungsliste kann er erkennen, ob eine Alarmanlage ab Werk verbaut wurde.
Bei einem Fehlalarm genügt es meist, das Auto mit der Funkfernbedienung zu öffnen, bei Keyless-Modellen den Türgriff zu berühren (mit dem Schlüssel in der Nähe) bzw. den Taster im Türgriff zu drücken oder die Zündung anzuschalten, dann stoppt der Alarm. Es ist empfehlenswert, hierzu das Bordbuch gelesen zu haben: Häufige Fehlalarme können von Nachbarn als Lärmbelästigung angezeigt werden.
Damit es auf Autofähren und Autoreisezügen nicht zum Fehlalarm kommt, muss die Alarmanlage vorher ausgeschaltet werden. Ebenso dann, wenn ein Mobiltelefon mit Vibrationsalarm, Spiegelanhänger, Tiere oder Menschen im Innenraum zurückbleiben (wovon der ADAC allerdings generell abrät), Fenster oder Schiebedach offen bleiben (weil Luftzug den Innenraumsensor auslösen kann), oder das Auto in einer Duplexgarage steht. Bei manchen Fahrzeugen gibt es im Innenraum eine Taste zum Abschalten der Anlage. In jedem Fall hilft die Bedienungsanleitung weiter.
Alarmanlage nachrüsten
Ist keine Alarmanlage ab Werk verbaut, kann man sie auch nachrüsten. ADAC Experten empfehlen in diesem Fall CAN-Bus-Produkte, da sie weniger Verdrahtungsaufwand mit sich bringen und sich durch den Original-Fahrzeugschlüssel entschärfen lassen.
Die polizeiliche Kriminal-Prävention der Länder und des Bundes führt Empfehlungslisten zu Diebstahl-Schutzsystemen für Kraftfahrzeuge.
Eine Alarmanlage sollte über E-Prüfzeichen verfügen, auf elektromagnetische Verträglichkeit geprüft und gegen unbefugtes Abschalten gesichert sein.
Nur nach der Richtlinie ECE R116A geprüfte Anlagen dürfen in Kraftfahrzeuge eingebaut werden, sonst kann die Allgemeine Betriebserlaubnis erlöschen.
Eine Alarmanlage sollte über eine Notstromversorgung verfügen, damit sie auch funktioniert, wenn die Starterbatterie abgeklemmt wird.
Der Einbau sollte möglichst von einem Fachbetrieb durchgeführt werden, der mit dieser Technik Erfahrung hat. Nur dort sollte eine zusätzliche Wegfahrsperre verbaut werden, damit diese im normalen Betrieb nicht unabsichtlich zuschlägt.
Auch Nachrüstanlagen arbeiten meist mit Ultraschallsensoren (bei Cabrios auch Radarsensoren), die bei Bewegung oder Erschütterung des Fahrzeugs Alarm auslösen. Von Billigangeboten, die für jede Tür/Haube/Klappe einen eigenen Kontakt vorsehen, ist bei Pkw abzuraten. Zudem können sie in vielen Autos der vergangenen zehn, 20 Jahre ohnehin nicht mehr eingebaut werden.
Bei Wohnmobilen werden meist Funksensoren an Türen und Klappen des Aufbaus verwendet. Außerdem kommen teilweise Gassensoren zum Einsatz, damit schlafende Passagiere geweckt werden, wenn mit einer heißen Nadel ein Kunststofffenster durchstochen und Äther eingespritzt wird.
Alarmanlagen mit GPS-Ortung
Insbesondere bei teuren Luxusautos wie Ferrari oder Bentley sind Alarmanlagen mit einer GPS-Ortung gekoppelt. Über eine eingebaute SIM-Karte werden im Fall der Fälle die Standortdaten an ein Alarmcenter (meist jährliche Gebühr!) oder den Besitzer bzw. die Besitzerin übertragen, und auch die Route kann verfolgt werden. Annähernd der gleiche Ausstattungsumfang lässt sich auch in fast allen anderen Fahrzeugen nachrüsten.
Der Fahrzeugbesitzer bzw. die Besitzerin kann oft via App den Standort des Autos überprüfen und auch dessen Weg. Im Diebstahlsfall sollten Sie sofort Anzeige bei der Polizei erstatten und das Fahrzeug nicht selbst verfolgen, um sich nicht selbst in Gefahr zu bringen.
Durch Vorwahl bestimmter geographischer Zonen (z.B. eigener Wohnort oder Landesgrenzen) kann Alarm ausgelöst werden, wenn das Fahrzeug diesen Bereich entweder verlässt – oder aber in unerwünschte Gebiete (z.B. Ausland) fährt.
Wenige Versicherungen gewähren Rabatt, wenn das Fahrzeug über eine (GPS-)Alarmanlage verfügt. Umgekehrt wird für manche besonders wertvolle Fahrzeuge (z.B. Oldtimer) von der Versicherung eine solche Alarmanlage gefordert, um überhaupt einen Vertrag abschließen zu können.
Autos mit Connect-System
Die meisten modernen Autos verfügen über eine fest verbaute SIM-Karte, mit der das Auto per Mobilfunk Online-Dienste nutzen kann (sofern nicht der "Privat-Modus" gewählt wurde). Bei BMW-Modellen ist dies beispielsweise überwiegend seit 2014 der Fall, seit 2019 auch schon bei jedem VW Golf 8.
Je nach Hersteller lässt sich damit auch der Standort bzw. die Route nach einem Diebstahl feststellen. Wenn das nicht über die zugehörige App direkt möglich ist, kann dies von der Polizei nach Erstattung einer Diebstahlanzeige veranlasst werden. Allerdings muss dazu ein Connect-Vertrag abgeschlossen sein. Dafür fallen oft nach ein oder zwei kostenlosen Jahren Gebühren an.
OBD-Saver
OBD steht für Onboard-Diagnose. Über eine kleine Buchse können Fahrzeugdaten ausgelesen werden. Um zu verhindern, dass Diebe darüber die Wegfahrsperre ausprogrammieren, kann auch eine Buchse mit abschließbarem Deckel eingebaut werden. Der Einbau durch die Fachwerkstatt kostet allerdings rund 200 Euro.
Mechanische Produkte
Lenkradsperre
Die Metallkonstruktion wird am Lenkrad befestigt und verhindert das Lenken. Die Kosten dafür variieren zwischen 30 und 60 Euro. Eine Lenkradsperre wirkt abschreckend, die Montage ist jedoch umständlich, die Sperre muss beim Fahren sicher verstaut werden.
Parkkralle
Die Metallkonstruktion am Rad verhindert das Wegfahren und wirkt wie die Lenkradsperre für Diebe abschreckend. Kosten: Von 20 bis 150 Euro ist für jeden Geldbeutel was dabei.
Lenksäulensperre
Das ist eine mechanische Sperre, die die Lenkraddrehung verhindert und den Motorstart unterdrückt. Die Sperre muss vor jedem Verlassen des Fahrzeugs aktiviert werden. Der Einbau ist allerdings nur durch einen Fachbetrieb möglich, die Kosten können je nach Anbieter variieren.
Schalthebelsperre
Sie verhindert bei eingelegtem Rückwärtsgang das Gangschalten. Auch hier ist der Einbau nur durch Fachpersonal möglich.
Felgenschloss
Pro Rad wird eine Befestigungsschraube durch eine spezielle Schraube ersetzt, die nur mit einem codierten Steckschloss zu lösen ist. Pro Set kostet das Felgenschloss circa 10 bis 30 Euro. Nachteil: Diebe haben Steckschlüssel oft vorrätig.
Nur für Wohnmobile: Fensterprofile und Zusatzschl össer
Bei Wohnmobilen ist es wichtig, den Dieben das Einbrechen in das Fahrzeug zu erschweren. Sichern Sie Fenster und Türen z.B. mit Aluminiumprofilen statt einfachem Kunststoff. Auch eine zusätzliche Türsicherung von innen durch Sicherheitsriegel und Zusatzschlösser schützen vor Einbrechern.
Nur für Motorräder: Bremsscheibenschloss
Das Bremsscheibenschloss wird festgemacht, indem der Bolzen in ein Loch in der Bremsscheibe geführt wird und auf der anderen Seite des Schlosses einrastet. Bremsscheibenschlösser gelten als besonders sicher, da das Motorrad auf diese Weise nicht vom Fleck bewegt werden kann, ohne das Schloss zu öffnen.
Fachliche Beratung: Arnulf Thiemel/ADAC Technik Zentrum